Andrea Helmuth

Andrea Helmuth

Frankfurt Marathon 2014

Hessisches Original

 

Und wie schnell es wieder verging … Manchmal glaube ich, die Zeit rennt einfach jedes Jahr schneller. Ich kann mich noch genau an den Zieleinlauf im vergangenen Jahr erinnern. Tausende Zuschauer johlten, schrien und pfiffen von der Tribüne, glamourös illuminiert mit Kunstnebel und Discorhythmen. Es waren nur Sekunden auf dem „Roten Teppich“, aber für Sekunden eine richtig fette Show. Konfettischnipsel bedeckten den Teppich und schillerten im Scheinwerferlicht. Wie ein Junkie will man das Gefühl wieder und wieder haben… Genau dafür liebe ich den Marathon in Frankfurt!

 

 

Frankfurt ist keine besonders gefühlsbetonte oder romantische Stadt. Der Frankfurter an sich auch nicht. Sentimental wird ein Frankfurter höchstens nach einem Zehner-Bembel Äbbelwoi oder eben beim Zieleinlauf mitten rein in die „Gudd Stub“. Als eschtes Frankfurter Mädsche kenne ich Frankfurt, die Frankfurter und den Frankfurt Marathon. Ei, un ich babble Frankfurterisch – quasi Großstadt-Hessisch. Ferschterlich, gell? Bedingt durch die vielen „sch“ ist hessisch ein feuchter Dialekt. Ich schreibe den Bericht, nun ja, auf Hochdeutsch. Nur dann und wann, wo es hingehört, schpoize ich auch schon mal.

Startaufstellung

Am Tag des Frankfurt Marathon ticken die Uhren anders. Das ist immer so. „Es ist sechs Uhr dreißig“, meint die Stimme aus dem Radiowecker mir sagen zu müssen. Vergiss es, denke ich mir, und schließ die Aachedeggel; ein geschenktes Stündchen dank der Zeitumstellung.

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Die Stadt ist aufgewacht. Die S- und U-Bahnen sind überfüllt mit Leuten wie mir, die der Rennleidenschaft frönen. Grelles Neonlicht und großes Gedränge in dem Katakomben-Labyrinth unter der Messe: Dauerbeschallung und kollektiver Toilettengang. Über allem hängt ein Schleier von Gerüchen mannigfacher Duschgels und Bodylotions; jede Nationalität hat ihre eigenen Stinker. Ich stopf mein Jobbelsche für später in den Plastikbeutel. Zeit die Tüte abzugeben, gell? „Viel Spaß!“, ruft mir die freundliche Helferin noch hinterher. Die wahren Helden sitzen hier im Keller unter der Festhalle. Sie nehmen die Utensilien-Beutel entgegen. Die Helfer bekommen vom Jubel oben auf dem roten Teppich nichts mit, sie sehen später nur die glücklich, erschöpften und müden Athleten. Von den 2000 Helfern kommen 40 aus Steinberg, ein Lauftreff, den ich auch manches Mal als „Gastläufer“ besuche.

Sehen und gesehen werden

Schon am Ausgang des Messegeländes ist die Musik zu hören, internationale Flaggen wehen im Wind. Trimedial erfolgt die Übertragung in die Welt: Im HR-Fernsehen, im Radio und im Internet – aber mittlerweile auch durch Läufer und Zuschauer in Eigenregie mittels twitter, snapchat, instagram und natürlich facebook.

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Die Moderatoren des Hessischen Fernsehens und Dieter Baumann als Experte analysieren wie immer den Rennverlauf und stehen zur Live-Übertragung bereit. Über unseren Köpfen dröhnt der Helikopter. Über 15.000 Laufwillige aus über 100 Ländern stehen bereit. Der Frankfurt Marathon gehört zu den weltweit bedeutendsten Rennen. Ausgezeichnet mit dem Label „Gold Road Race“ des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF). Aber auch die Leser von Marathon4you wählten Frankfurt zum beliebtesten City-Marathon des Jahres 2013 – vor Berlin und Hamburg; und ich platze gleich vor Stolz.

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Eines der Wahrzeichen ist der „Bleistift“ in Frankfurts Skyline. Art déco, 63 Stockwerke, 256,5 Meter, das zweithöchste Gebäude der Stadt und sogar mit eigener Postleitzahl. Dort ist das rot-weiß-rote Startbanner straff gespannt. Davor steht das Führungsfahrzeug. Die Uhr auf dem Dach des weißen BMW i3 steht still. Diese wird für die Elite-Läufer des ersten Startblocks über Sieg oder Niederlage entscheiden.

Zwischen den farbigen Profiläuferinnen steht die 30jähige Amateurläuferin Mona Stockhecke aus Hamburg, promovierte Klimageologin, beste DLV-Marathonläuferin bei der EM. Sie gewann in diesem Jahr den Zürich-Marathon in 2:34:04 Stunden. Hammerzeit – nur für den Sieg oder Streckenrekord wird es in Frankfurt nicht reichen. Den wollen andere. Sehr konzentriert und fokussiert wirkt die 29-jährige Streckenrekordhalterin Meselech Melkamu aus Äthiopien. Als Marathonneuling lief sie 2012 in Frankfurt (2:21:01). Schneller war sie in diesem Jahr noch nicht. Daneben nicht minder konzentriert, die zweimalige Berlin-Siegerin Aberu Kebede, ebenfalls aus Äthiopien sowie die Kenianerinnen Sharon Cherop und Flomena Chepchirchir. Jede ist hibbelisch – jede hätte gerne den Sieg und den Streckenrekord. Der Tag erscheint als geradezu perfekt.

Aber auch die besten deutschen Langstrecken- und Marathonläufer stehen angespannt hinter dem Banner. Selten hat im Vorfeld das Marathondebüt eines Deutschen so viel Interesse hervorgerufen wie das des 33jährigen Mediziner Arne Gabius. Sein Ziel ist ehrgeizig: Unter 2:10 Stunden will er bleiben. So schnell ist seit Ende der 90er Jahre (!) kein deutscher Marathonläufer mehr gewesen. Er meint gar: “Verglichen mit New York sei der Kurs in Frankfurt `flat like a Pancake´“. Alle sind vorbereitet, was heute zählt ist die Tagesform. Das gilt für uns alle.

Gallusviertel

Unten an der Friedrich-Ebert-Anlage sind gegen neun Uhr dreißig die Startblöcke bereits geschdobbde voll. Ich finde kaum Platz inmitten der dicken, dünnen, großen und kleinen Starter. Die meisten hier überragen mich um anderthalb Köpfe, da braucht es auch innere Größe, sich in sein Schicksal zu fügen. Die Stimmung ist gelöst, man scherzt und ich bemerke in dem dichtgedrängten Feld eine wachsende Unruhe. Obwohl uns die riesengroße Startnummer als Marathonläufer mit gleicher Strecke ausweist, gibt es einen entscheidenden Unterschied zwischen den hageren Läufern mit ihren Windhund-Körpern im ersten Startblock, den Läufern im zweiten Block und uns, all jenen, die länger als 3:30 Stunden unterwegs sein werden, in den dahinter aufgestellten Startblöcken. Und wenn wir auch an dem Gelage teilhaben dürfen, lässt man uns das auch spüren: Nicht schroff, nicht ungehobelt, aber wir sollen ruhig merken, dass wir in der Hierarchie mehr als eine Haaresbreite unter den schnellen Läufern siedeln.

Dabei ist der Frankfurt Marathon einer der beliebtesten unter Einsteigern und den Staffelläufern. Der Termin Ende Oktober erlaubt ein ausgedehntes Training über die Frühjahr- und Sommermonate. Das haben die Alpha-Jogger auch genutzt, viel für ihr Jahreshighlight getan, haben Trainingspläne gewälzt und sich für „ihren Tag“ diesen Lauf auserkoren. Um mich herum Träger spektakulärer Finisher-Shirts und selbst ernannte Sprücheklopfer. Dabei fällt auf, dass die läuferische Klientel der Stützstrumpfträger kleiner wird.

Ein Läufer der Kategorie „Marathon Manager“ meinte, er persönlich möge am liebsten kühle Temperaturen, aber damit werde es wohl heute nichts, und verzieht dabei das Gesicht. Der Streckenmoderator brüllt der Meute entgegen, müht sich, die Stimmung aufzuheizen. Es gelingt ihm kaum. Die Laune der Läufer ist eher konzentriert und passiv verhalten als positiv ausgelassen. Schließlich, so eine Erklärung, sei man hier in Frankfurt und nicht auf einem Popkonzert.
Am Rande verbeugt sich unermüdlich der 21 Meter lange Lulatsch: Der sogenannte „Hammering Man“ vor uns Sportlern. Ein erstes Rucken geht durch die Reihen, ein erstes Zeichen für mich zum Start? Markus Frank, Stadtrat der Stadt Frankfurt hat den Marathon 2014 gestartet. Rekorde wie in Berlin erwartet der Veranstalter nicht. Dabei ist Frankfurt eine schnelle Stadt – wenn auch nur a Bubbestub gegen New York. Auf der Rolltreppe heißt es rechts stehen, links gehen – entweder stehen oder schnell gehen. Als Stadt der Muße präsentiert sich Frankfurt selten und dann auch nur an ausgesuchten Orten.

Über unseren Köpfen hört man das Schlagen der Rotorblätter des Übertragungshubschraubers. Die Spitze läuft uns schon auf der gegenüberliegenden Seite entgegen. Wie interessant muss das von oben aussehen. Wie würde sich von oben der Blick öffnen für das, was man unten unmöglich wahrnehmen kann. Wenn die bunte laufnärrische Masse zu einem Einheitsbrei verschmilzt und alle Altersschichten teils uniformiert, teils kostümiert nun durch Frankfurts Straßen ziehen. Die Masse ist in Bewegung schiebt sich durch die Friedrich-Ebert-Anlage, wo Fahrzeuge an Wochentagen lärmen, Abgase stinken, und zäh über vier Asphaltspuren fließen oder gänzlich im Stau ersticken. Es ist fast wie montagmorgens in der Rush Hour. 20 lange Minuten vergehen, ehe auch die letzten Läufer aus dem hintersten Startblock über die Startlinie Richtung Hauptbahnhof gestartet sind.

Frankfurt im Ausnahmezustand

Ich laufe eng gedrängt inmitten der Hochhausriesen. Da vorne, der Main Tower. Vierthöchster und ebenfalls energieeffizienter Wolkenkratzer mit der höchstgelegenen Aussichtsplattform der Stadt (Tipp!). Im Erdgeschoss des Main Towers befindet sich ein besonderes Kunstwerk aus Mosaik: „Die Frankfurter Treppe“. 2,7 Millionen Steine waren notwendig, um 56 Persönlichkeiten Frankfurts darzustellen. Darunter Anne Frank und Marcel Reich-Ranicki.

Ines fackelt nicht lange und auch Hans ist binnen Sekunden verschwunden; ich muss es abrobbe lasse. Der Mann im hautengen Läuferhemd, wochentags vielleicht ein harter Entscheider im Zweireiher, nutzt die Gunst des Augenblicks und setzt sich von seinem Kumpel ab. Locker, irgendwie unangestrengt, leicht und fast schwingend; schon nach wenigen Sekunden verliert sich seine Spur im Getümmel. Endlich kommen die Hormone zu ihrem Recht. Die Evas am Trottwaa indes zeigen Härte. Sie feuern und beten ihre Helden an. Sie werden auch noch in drei, vier, fünf Stunden hier stehen. Wie kalt es auch sein mag. Sie sind guud druff, jubbeln, winken und halten Namensschilder hoch. Die Café- und Hotdog-Stände sind umlagert, die Gass is frisch gekehrt. Die blaugezogene Ideallinie zieht sich durch den Stadtkern von Frankfurt, Sachsenhausen, Niederrad, Goldstein, Schwanheim, Nied, Höchst, Gallus und an der Messe direkt ins Ziel. Viele wollen die schnelle und extrem flache Strecke nutzen, um vielleicht eine persönliche Bestzeit zu erzielen.

(km 0,5/3,5/36/41,5) Platz der Republik

Die ersten Meter entwickeln eine eigene Dynamik. Nach einem Linksschlenker, die erste Begegnungsstrecke. Schon ist das erste Stimmungsnest der Strecke erreicht, die Musik und die Anfeuerungsrufe machen gute Laune. Ich laufe weiter auf dem erhöhten Mittelstreifen, von dort oben habe ich alles im Blick – ein tolles Gefühl. Ich treffe Gudrun. Gudrun ist in Plauderstimmung. Was folgt ist ein dialektisches Babbelfeuerwerk. Pausenlos hessisch sabbert ihr das hessisch aus der Schnuud. Und da! Eine Gruppe Dänen. Zwischen all den Marsibils und Haraldurs, den Sigurds und Björks winkt mir jemand zu. Wenige Laufminuten später ist auch schon die Taunusanlage erreicht.

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Der Blick fällt unausweichlich auf die 155 Meter hohen Zwillingstürme der Deutschen Bank Zentrale, „Soll und Haben“ genannt. Kulisse zerknautschter Boss-Sakkos und Boss-Gesichter. Die Doppeltürme sind mit 155 Metern markant und weit sichtbar und gehören zu den umweltfreundlichsten Hochhäusern der Welt. „Greentowers“, den Titel haben sich die Türme im Rahmen der größten Gebäudesanierung Europas verdient. Die Dinosaurier-Plastik vor dem Senkenbergmuseum verpasse ich. Ich bin auf der falschen Straßenseite, ein Durchkommen ist nicht möglich. Schon immer war Frankfurt am Main Mittelpunkt zentraler Verkehrswege, ideal also als Messe- und Handelsplatz. Fast 500.000 Menschen arbeiten hier. Keine andere deutsche Stadt hat mehr Pendler. Von den unzähligen Flugbewegungen mal ganz abgesehen. Wolkenkratzer stellen Erfolge zur Schau. Verrückt oder hochmütig, von Frankfurt als Grüne Stadt zu sprechen?

Grüne Lunge

Die Marathonstrecke verläuft auch durch Frankfurts grüne Ecken. Die Bäume sind mehr als nur grünes Schmuckwerk. Das nutzen einige Läufer hinter Büschen versteckt und unter Bäumen postiert. Mehr als 40 Parks gibt es bei uns. Viele stammen von den prächtigen Gärten der Familien Rothschild, Bethmann und Brentano ab. Allein an der Mainzer Landstraße stehen 879 Bäume. Sie trotzen Abgasen, Wind und Wetter, Streusalz und eingeschränktem Wurzelplatz. Der älteste (erfasste) Baum wurde bereits um 1700 gepflanzt. An diese alte Linde hat vielleicht schon Goethe gepinkelt. Oh ja, Stadtbäume müssen wie Städter hart und robust sein. Kaiser Karl IV. lag nicht viel an Frankfurts umgrenzenden Wald. Kaiser und Könige kamen sowieso nur zur Krönung nach Frankfurt, gelebt haben sie an anderen Orten. Was also hätte der Kaiser mit dem Stadtwald anfangen sollen? Kurzerhand verkaufte er den Wald, das war vor 642 Jahren. Aber auch ohne den Stadtwald sind in Frankfurt mehr als 200.000 Bäume erfasst. Die Hälfte Frankfurts ist grün und das meine ich nicht nur politisch. Im 19. Jahrhundert entstand das Gründerzeitviertel wohlhabender Bürger inmitten grüner Parkanlagen.

Echte Kerle

Zwischen den Hochhäuserschluchten geht im Gegensatz zu letztem Jahr kein Lüftchen, mir ist warm und ich schwitze. Bis ich vor mir die Feuerwehrmänner sehe. Wie in der Sauna müssen die sich wohl fühlen? Ich vermute mal, dass es Staffelläufer sind. Ich komme mit Markus ins Gespräch. Er sagt mir, er heißt Markus Pein, Pein wie Schmerz. Wir müssen beide lachen. Denn der Name ist für ihn heute Programm. Er läuft heute zum ersten Mal in kompletter Feuerwehrschutzkleidung den Marathon. Zum Verständnis: Mit Atemschutzgerät, Helm und Sicherheitsschuhen, was ein Gewicht von etwa 24 Kilogramm bedeutet. Ich bin sprachlos und schwer beeindruckt. Strongmanrun oder Toughmudder – Darüber können die Feuerwehrmänner in Frankfurt wirklich nur schmunzeln. Nebenbei bemerkt wollen sie um Spenden zugunsten des Caritasverbandes (u. a. Hilfe für Kinder die Brandopfer sind) bitten. Nachwuchs und Freiwillige sind gern willkommen.

Palmengarten (KM 5), Frankfurts grüne Oase. Verschwommene Kindheitserinnerung. Durch die gläserne Kuppel des Palmenhauses schien nur fahl das Licht. Die Luft im inneren war kühl, nicht kalt. Riesige Bäume und Palmen, gar Schlingpflanzen? Von einem zehn Meter hohen Felsen floss Wasser in einen Teich. Darin übergroße, fette, orangefarbene Goldfische und viele, viele Kupfer-Pfennige. Immer wieder balancierte ich mit Hilfe von Steinen über das Wasser. Bei der Erinnerung daran geht mir das Herz auf und ich frag mich, ob es das so alles noch gibt? Ich nehme mir vor, dieser Frage gleich nächste Woche auf den Grund zu gehen. Weiter laufe ich Richtung Opernplatz. Dort war vor 200 Jahren Frankfurt zu Ende, die Stadt war von einer Mauer begrenzt.

Opernplatz

Großbildleinwand – Zuschauermassen. Viermal laufen wir über den Opernplatz. Beim Anblick der Alten Oper sagte 1880 Kaiser Wilhelm der I.: „Das hätte Berlin sich nicht leisten können.“ Die Frankfurter, nebenbei bemerkt, auch nicht. Denn dessen Baukosten gerieten von geplanten zwei Millionen Mark auf zwanzig Millionen Mark.

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Der Frankfurter Dichter Adolf Stolze formulierte die Inschrift am Dachfries um. Statt: „Dem Wahren Schoenen Guten“ hieß es: „Dem Wahre, Scheene, Gute, die Berjerschaft muß blute“. Plötzlich ein markerschütternder Schrei. Ein Jammerlabbe schmeißt sich mit Krämpfen und schmerzverzogenem Gesicht aufs Trottoir. Sofort eilen Helfer herbei und zerren und ziehen an seinem Bein.

Im 101 Meter hohen Japan Center in der Taunusstraße ist der höchstgelegene Club der Stadt. Heute sind die Hochhäuser menschenleer. Rotlicht- und Gründerzeit-Architektur in der Kaiserstraße, die wir nur streifen. Viel zu schnell ist der Kaiserplatz am „Frankfurter Hof“ erreicht. Melodie- bzw. Trommelfetzen begleiten uns bis an die Hauptwache.

Hauptwache

Frankfurts Hauptwache, einst ein kleines Wachgebäude von 1729. Gegenüber die barocke Katharinenkirche, von der man sagt, es wäre Goethes Taufkirche. Weimar schmückt sich mit Goethe, dabei hat er dort doch nur gelebt. Hallooo! Hier aber wurde er geboren, in der Seitenstraße des Großen Hirschgrabens. Hundert Meter weiter, an den inneren der beiden Stadtmauern, wurden im Mittelalter Hirsche gehalten, als lebender Fleischvorrat für eine eventuelle Belagerung. Ja, die Frankfurter sind ein schnäubisch Völksche. En Selfie hier, en Foddo da. So viele bekannte Gesichter treffe ich das ganze Jahr nicht, wie hier beim Marathon. Schon tönt es von hinten: Nicht babbeln, laufen! Ein kleiner Schlenker durch das feuerrote Caritas-Spendentor und über die „Spendenmatte“ hilft Frankfurter Kindern aus benachteiligten Quartieren zu mehr Gesundheit. Jede Läuferin und Läufer der den Weg durch das Caritas-Spendentor nimmt, spendet mit seinem Durchlauf drei Euro für die Caritas-Initiative. Kurz darauf queren wir den Konsumschlund Zeil.

Neulich in einem hessischen Lauftreff oder: Im Land der Wortlosen

Ich werde freundlich angesprochen. Wir wechseln ein paar Worte, schnell stellt sich heraus, dass der Läufer aus Bayern kommt. Das habe ich mir gedacht, dass des kein Hesse ist. Denn die sind verschlossen, introvertiert und misstrauisch. Dazu fällt mir ein Witz ein: Steigt ein Mann in die voll besetzte S-Bahn. Freundlich grüßt er die muffelige Gesellschaft der Fahrgäste: „Guten Morgen!“ Keine Reaktion, bis ein Fahrgast laut erwidert: “So was setzt sich hier nett dorsch“.

Mir ist da neulich so etwas passiert. Ich glaubte einen Landstrich der emotionalen Dürrekatastrohe zu betreten, statt einen Freizeit-Lauftreff. Jeder läuft gesenkten Hauptes. Kein Wort wird untereinander gewechselt. Falls doch, dann lausche ich den Gesprächen. Gut, ich gehöre nicht zur Stammlaufkundschaft. Dennoch teilen wir doch für etwa eine Stunde mehr oder weniger ein gemeinsames Interesse. Es kam schon vor, das ich mich am liebsten entschuldigt hätte, dass ich hier in das eingeschworene Grüppchen eindringe. Am liebsten möchte man die Augen senken, das sich einstellende Verpflichtungsgefühl abschütteln und den verkniffenen Läuferhäufchen schleunigst entfliehen, aber man zieht die Stunde dann doch noch durch. Eine Stunde Lauftreff hat so etwas wie „Täglich grüßt das Murmeltier“.

Von der Hauptwache (KM 8) laufen wir uff de Eschenhamer Gass (KM 8) entlang. Einst Zeitungsstraße genannt; mehr als 51 Jahre hatte die Redaktion der Frankfurter Rundschau ihren Sitz am Eschenheimer Tor, 2006 haute die Abrissbern alles kurz und gla. Es folgte rechter Hand das Großbauprojekt „Palais Quartier“. Namensgeber des Ensembles ist das Thurn-und Taxis-Palais, ein spätbarocker Repräsentationsbau. Wie ein gläserner Stachel mit kühler Extravaganz ragt dem Palais, wie aus dem Genick der einhundertsechsunddreißig Meter hohe, rautenförmige Wolkenkrater – teils Bürohaus, teils fünf-Sterne-Luxushotel.

Mitten in der Stadt laufe ich über farbenfrohe Herbstblätter und über tausende klebriger Pappbecher. An der Verpflegung da vorne nemm mir gleich noch ein schnibbelsche Banähnsche. Da fällt mir uff, dass unglaublich viele Plattköpp heut unerweschs sind, warum die sich nett a Kapp uff de Herndeckel setze?

Vor knapp sieben Jahrhunderten war der 40 Meter hohe Eschenheimer Wach- und Wehrturm, den wir jetzt erreichen, der erste Hochbau, heute das älteste Bauwerk der Innenstadt. Ich mag den Kontrast zwischen alt und neu, zwischen Bruchsteinbau und Glasbeton. Am Giebel die durchlöcherte Fahne des Eschenheimer Tors. Auch am Römer Rathaus weht eine Fahne, darauf abgebildet ist ein Adler. Nein, nett der der Eintracht. Die, die ich mein is scho viel älder, ausem Middelalder, als Frankfurt noch Freie Reichsstadt war. Piep, piep, piep. Wieder eine elektronische Messmatte, sie stoppt die Zwischenzeit. Einige rennen drauf zu auf Deiwelkommraus, mir ist die Zeit heut grad worschd egal. Die Freßgass, die eigentlich Kalbächer Gasse heißt, ist erreicht.

Goetheplatz, Goethestraße, Goethe-Universität

Im Westen des Rossmarkts, nur wenige Schritte weiter, steht eine Statue Goethes. Auf dem Platz unter ihm finden 600 Fahrzeuge Platz. Goethe hatte keine Parkplatzprobleme. Geneigt, gebildet und energisch, scheint er von seinem Sockel herunter springen zu wollen, um sich unter uns Läufer zu mischen.
Die Bremer Straße (KM 10) zwischen Holzhausenpark und Grüneburgpark mit Universitätscampus Westend. Seit der Gründung der Goethe-Universität vor genau einhundert Jahren wurden 18 Nobelpreise an Wissenschaftler verliehen, die hier gelehrt und geforscht haben. In den schönen alten Parkanlagen, unter alten Bäumen, kann man sich von der Großstadt erholen und den Anblick des bunten Laubes genießen. Ich finde, dass sich keine Jahreszeit besser für einen Stadt-Marathon eignet als der Herbst. Frankfurt den Titel „Europäische Stadt der Bäume 2014“ zu verleihen, wäre in den vergangenen Jahren keinem Bürger reinen Herzens in den Sinn gekommen – bestenfalls hätte man solch eine Behauptung vermessen genannt.

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Vor uns liegen die ersten von insgesamt knapp 28 Höhenmetern. Jetzt geht’s iwwer die aale Brück (KM 13). Hier hat es letztes Jahr so gegosse, da war ich ruckzuck badschenass. Der Führende des Marathons wusste ganz sicher nichts von der Legende, die man sich von der Alten Brücke erzählt. Schlammfarben und träge fließt der Main unter der Brücke. Obendrauf hockt noch immer der vergoldete Brickegiggel. Der Bauherr der Brücke, so die Legende, sei in Verzug gewesen und habe den Deiwel um Hilfe gebeten. Dafür werde er die Seele desjenigen bekommen, der die Brick als erster überquere. Als der Meister die Brücke fertiggestellt hatte, ging er jedoch nicht selbst, dem Brauch gemäß, darüber, sondern überlistete den Deiwel und schickte einen Giggel. Ich habe keine Zeit, nach dem Giggel zu schauen. Ich bin einfach nur begeistert von dem Blick, der sich von dieser Brücke auf Frankfurts Skyline bietet. Der Himmel hinter den Hochhausbauten ist tief dunkel.

Uff der anner Maaseit

Wir sind dribbe, in Dribbdebach, also uff der anner Maaseit. Von hier führt der erste Gang jedes Touristen oder Zugezogenen zum Schoppeweipetze (Apfelwein trinken) nach Sachsenhausen, in die urigen Äppelwoi-Wirtschafte. Das Petzen, also das Trinken des Äbelwois, ist eine Art Einbürgerungstest: Wer trinkt, ohne das Gesicht zu verziehen, hat ihn bestanden. Do gibt es auch unseren leckeren und mageren „Handkäs‘ mit Musik“. Musik deshalb, da die vielen Zwiwwelscher im Bauch Gase bilden die beim Austritt an die Luft zu musizieren beginnen. Un dann erst de Schoppe im Gerippte, der für die Fremden so sauer ist, dass es ihnen glatt die Löcher in den Socken zusammenzieht. Wer das alles net mag, der isst halt ein Rummstick (Rumsteak) mit Grie´Soß´ (Grüne Soße).
Die Kunst- und Geschichtsinteressierten können ihren Hunger auf der Museumsufermeile stillen. Patrizierhäuser und Neubauten. Am Schaumainkai reiht sich ein Museum an das nächste. Rechter Hand ist die schöne alte Fußgängerbrücke „Eiserner Steg“. Für mich, besonders in den Abendstunden, wenn sich Frankfurts beleuchtete Skyline auf dem Mainwasser widerspiegelt, ein ganz besonderer Platz. Praktisch betrachtet verbindet sie die Touristenmagnete  Paulskirche/Römerberg mit Sachsenhausen.

Für kurze Zeit führt die Strecke weiter auf der Sachsenhäuser Seite am Main entlang. Ein Frachtkahn wird für kurze Zeit zum Begleiter. Ich sehe den roten Mainsandstein der Dreikönigskirche und die gläserne Front in Rautenstruktur des „Gerippten“ am Horizont auf der anderen Uferseite. Den Westhafen-Tower bezeichnen wir allgemein als Geripptes, da seine Fassade an ein überdimensioniertes Ebbelwoi-Glas erinnert. Am West- wie auch am Osthafen hat sich Frankfurt sehr stark verändert. Der einstige Westhafen mit den rotgeklinkerten Lagerhäusern. Wo am Ufer die runden Stahlbehälter standen und ein paar Privatleute ihr Wochenendbötchen festmachten. Dort schwenkte ein Riesenkran über die Behälter und verteilte seine staubige Last in die davor festgemachten Frachtkähne. Heute sind dort Nobel-Immobilien mit eigenem Bootsanlegesteg.

Kurz vor dem Westhafen biegen wir linker Hand auf Sachsenhausens schönste Einkaufsstraße ab. Die Schweizer Straße mit dem Schweizer Platz, der 1877, warum auch nicht, nach Pariser Vor¬bild gestaltet worden war. Längst sind wir raus aus der quirligen Innenstadt und nähern uns bereits dem ruhigen Stadtwald – wenn man von den Flugzeugen die lautstark darüber krachen und ab und zu auch mal, ups, ein Teil verlieren, absieht. Prachtvolle Villen aus dem 19. Jhd., das sind die Bauten der Kennedyallee (KM 15). Etwas weiter, auf der anderen Straßenseite, stehen täglich die Objektschützer einiger Botschaften. Urplötzlich überkommt mich dieser Drang: Schelleklobbe (an fremden Türen klingen und wegrennen)! Tausende von Leut´ – und känner war‘s.

Längst sind wir im Süden Frankfurts, dem Stadtteil Niederrad, angekommen, ganz in der Nähe der traditionsreichen Niederräder Galopprennbahn. Pünktlich zum Fürstentag wurde sie 1863 eröffnet. Unter den Zuschauern Kaiser Franz Josef von Österreich und König Maximilian der II. von Bayern und viele noble Gäste. Prinz Wilhelm von Hessen wurde als Bahnrichter tätig und der Graf Waldstein hob zum ersten Mal die Startflagge. Noch heute findet Jahr für Jahr auf dem Hippodrom über 200 Rennen statt. Damit jetzt ist Schluss, die Rennen bald nur noch Geschichte. Was mit dem 9-Loch-Golf-Platz in der Mitte des Areals passiert, kann ich nicht sagen, ich sag nur: „Erbarme – zu spät, die Kicker komme“. Der Deutsche Fußballbund wird dort ein Leistungszentrum errichten – und wenn nicht hier, dann in Berlin.

„Zickzackhausen“ nennt man die heute gesperrte und sonst vielbefahrene Hauptstraße, wegen seiner in den 1930er Jahren wie im Zickzack gebauten Siedlungen. Heute in keinem Haushalt mehr wegzudenken: Die Einbauküche. Wer hat´s erfunden? Einer Frankfurterin. Bereits in den 1920er Jahren ist eine weitere Siedlung am Stadtrand entstanden. Das Frankfurt mehr kulinarische Genüsse hat als Handkäs mit Musik, bewies Lacroix. Das schätzten auch Albert Schweitzer und Theodor Heuss, die Lacroix in seinem Delikatessen-Unternehmen in Niederrad besuchten. Der Badener Unternehmer war seit 1923 in Niederrad ansässig. Seine „Echte Schildkrötensuppe“ in Dosen war weltweit berühmt. Allein 1959 wurden auf dem Firmengelände 250 Tonnen gefrorene Schildkröten verarbeitet – heute unvorstellbar. Den Franzosen gefiel´s: Als einziger Deutscher in der „Academie Culinaire de France“ erhielt er für seine Leistung das Bundesverdienstkreuz und die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt.

Ich bin umzingelt von Staffelläufern. 6000 sollen es sein. Ich mag es, die Läufer vor und um mich herum zu beobachten. Dem breiten Kreuz folgt ein dicker Bobbes und der münzgebräunte Hannebambel rennt bulldogenartig alles in Grund und Boden. Die ane laufe schnell und floggisch, die annern lahmarschig und müd.

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Zwischen Büro-Ödland und Gaddehäusje-Romantik führt die Strecke nach Schwanheim. Da steht ein Moderator des Hessen Fernsehens. Immer wieder sucht er Läufer für ein Interview. Die „Frankenfurt“ ist erreicht. Ich hab dorschd und nemm ein Becher Kliggerwasser an der Verpflegung. Schon ist die Halbmarathonmarke erreicht –die Zeit auf der Uhr verdränge ich. Ich wische mir den Schweiß von der Stirn, denke an die Feuerwehrmänner.

Schwanheim

Schwups ist auch der Anstieg zur Schwanheimer Brücke (KM 24) gelaufen. Die Zuschauer und Läufer werden von Marcus unterhalten und informiert. Gut, dass ich nicht gewettet habe, denn Arne Garbius hat es tatsächlich geschafft. Ich freu mich, als der HR-Moderator diese Botschaft über das Mikrofon verkündet. 2:09:32 Stunden, damit ist er noch schneller, als von ihm selbstbewusst ankündigt. Er wird neunter und hat die schnellste Marathonzeit eines deutschen Marathondebütanten aller Zeiten. Klar, er ist schnell, schließlich war er 2012 Vize-Europameister über 5000 Meter. Was mich im Vorfeld jedoch zweifeln ließ, war das Thema Ernährung und die Renntaktik. Wie er selbst sagte, wolle er wie ein vollgetankter Rennwagen auf die Strecke und dann bis mindestens Kilometer 30 nichts zu sich nehmen. „Weniger Kohlenhydrate bedeuten weniger Gewicht und umso schneller werde ich auf den letzten Kilometern laufen können“, sagte er. Er wusste selbst nicht, ob dieser Plan bei seinem ersten Marathon funktioniert. Jetzt gibt der Erfolg ihm Recht.

Höchst

In Höchst spielt die Boygroup der Blasmusik. Vor dem dreiflügeligen Barockbau verkauft en Brezelbub Hartekuche (sowas wie Lebkuchen eben nur härter). Der Bolongaro-Palast beherbergt feinstes Höchster Porzellan. Heute kann man sich in einem der Prunkräume trauen lassen. 1981 wurde der erste Frankfurt Marathon von hier gestartet. Bei Kilometer 27,8 ist der weitentfernteste Punkt der Marathonstrecke erreicht. Zweihundert Meter weiter. Ein älterer Mann sitzt an der Bushaltestelle der Linie 51; der Bus wird heute garantiert nicht pünktlich sein. Bei Kilometer 30 beginnt der Marathon, sagt man.

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Und genau hier beginnt die Mainzer Landstraße, die Achillesferse der Strecke, wie der Veranstalter die vier Kilometer gesichts- und endlose Straße selbst beschreibt. Dafür hasse ich den Frankfurt Marathon noch immer. Ausgerechnet jetzt (KM 30 bis 34), als die letzten Kilometer anbrechen, gehen Frankfurt für eine Weile die Sehenswürdigkeiten, aber zum Glück nicht die Stimmung aus. So alle 300 Meter werden wir musikalisch unterstützt. (KM 34) Das Gallus; Arbeiterviertel, jetzt im Blick der Immobilienmakler.

Europaviertel

Schon vor mehr als vierzig Jahren stiegen in Frankfurt die Grundstückspreise um 800 Prozent. Man kann sich ausrechnen, wie hoch wohl die Preise hier bei Kilometer 35, einem neu aus dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs gestampften Stadtviertel liegen. Noch säumen mehr Baustellen als Bäume das Europaviertel. Annähernd 30.000 Menschen werden später dort arbeiten und wohnen. Futuristisch und glänzend wirkt das neue Einkaufs-Universum, die Shopping Mall „Skyline Plaza“. Vom Dachgarten hat man einen tollen Skyline-Blick. Doch die Frankfurter sind grausam. Von hier führt die Strecke geradewegs auf die Festhalle zu. 100 Meter und wir wären im Ziel. Finisher mit wärmender Silberfolie bedeckt kommen mir schon entgegen. Aber es ist noch nicht vorbei, wir sind noch nicht im Ziel, wir biegen ab.

Innenstadt-Finale

Opernplatz (KM 37) Großbildleinwand – Zuschauermassen. Kurz darauf noch einmal 400 Meter Luxus-Jogging statt Luxus-Shopping in der teuersten Einkaufsstraße der Stadt, der Goethestraße. Die Luxus-Meile mit ihren einunddreißig Immobilien ist ohne die ausgestellten Waren 1,5 Milliarden Euro wert.

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Da gibt sich das internationale Publikum gerne vornehm: Frauen auf Geschäftsreise in dunkelblauen Etuikleidern und wehenden Seidenschals mit spitzen Absatzschuhen von „Jimmy Choo“, die auch schon mal zwischen dem Kopfsteinpflaster hängen bleiben. Die Männer tragen wie angegossen sitzende Zweireiher und ziehen edle Aktenkoffer hinter sich her. Auch die Besucher aus Russland und dem Nahen Osten bescheren den Cartier, Louis-Vuitton, Hermès und Mont Blanc-Boutiquen Rekordumsätze.

Die Frankfurter kaufen lieber in den angrenzenden Straßen ein. Dort steht dann auch das wieder aufgebaute Goethehaus. Hier wurde er geboren, hier verbrachte er seine Kindheit. Auf vier Etagen, in sechzehn Räumen mit antikem Mobiliar kann man eintauchen in die häusliche Welt Johann Wolfgang Goethes. „Wenn mich jemand früge, wo ich mir den Platz meiner Wiege bequemer, meiner bürgerlichen Gesinnung gemäßer oder poetischen Ansicht entsprechender denke, ich könnte keine liebere Stadt als Frankfurt nennen.“ (J. W. Goethe)

Zwischen Hauptwache und Freßgasse. Wie im letzten Jahr. Die Verabredung mit Peter und meiner Mutter ist gelungen. Ein paar Worte, ein paar Küsschen, ein paar Fotos. Nicht mehr weit und ich bin fix un ferdisch und im Ziel. Mit der Ausdauer eines Duracell-Hasen habe ich die zweite Innenstadtrunde jetzt bei Kilometer 40 geschafft. HR1 heizt uns nochmal richtig ein.

Zielgerade

Der Messeturm kommt in Sichtweite. Noch etwa ein Kilometer ist zu laufen. Gruppen von Staffelläufer warten auf ihren vierten Läufer(in). Sie wollen gemeinsam ins Ziel laufen. Rechts und links von den Drängelgittern jubeln begeisterte Zuschauer. Wie auf Kommando hebt sich auf den nächsten Metern bei den meisten Läufern der linke Arm. Ein prüfender, erfreuter oder entsetzter Blick auf die Uhr. Bange Fragen in den Köpfen der Läufer. Wird die angepeilte Zielzeit erreicht oder bin ich gar schneller als gehofft?

Einem ist es egal: Der „Hammering Man“ verbeugt sich vor allen Sportlern. Dann ist es zabbeduuster. Das Volk grölt. Die heißere Stimme des Radiomoderators Kai Völker schreit die Läufer ins Ziel: „Jaaa…. this is your day“!

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Die blauvioletten Strahlen der Spots tauchen das Rund des Kuppelbaus in ein futuristisches, von Trockeneisnebel durchwabertes Licht. Die letzten Meter werden zur Partymeile: Von der Tribüne johlt, pfeift und schreit es. Nur Sekunden auf dem „Roten Teppich“, auf Frankfurts heißester Meile in Frankfurts „Gudd Stub“. Auch am Sonntag eine einzigartige After-Workparty. Genau dafür liebe ich Frankfurt und seinen Marathon!

Eine Sache hätte ich ja fast vergessen: Der Streckenrekord bei den Damen wurde nicht gebrochen. Aber Mona Stockhecke wurde hervorragende achte Frau und damit auch beste deutsche Läuferin mit einer Zeit von 2:33:50 Stunden.

Siegerliste Marathon

Männer
1 Kiptoo, Mark Kosgei (KEN) 02:06:49
2 Kigen, Mike Kipruto (KEN) 02:06:59
3 Yegon, Gilbert Kollum (KEN) 02:07:08
………….
9 Gabius, Arne (GER) 02:09:32
Frauen
1 Kebede, Aberu (ETH) 02:22:21
2 Cherop, Sharon Jemutai (KEN) 02:23:44
3 Bekere, Ashete (ETH) 02:24:59
………..
8 Stockhecke, Mona (GER) 02:33:50

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Info Marathon:

Zielschluss: 6 Stunden und 15 Minuten

Streckenprofil: Die flache Strecke verläuft hauptsächlich auf breiten Durchgangsstraßen

Höhenmeter: Gesamt knapp 28. Niedrigster Punkt 89,4 Meter über NN, höchster Punkt 117,2 Meter über NN.

Kosten: Je nach Anmeldedatum zwischen 55,00 und 95,00 Euro

Wettbewerbe: Neben dem Marathon wird auch ein Staffelmarathon angeboten und ein Mini-Marathon für Kinder und Jugendliche (4,2 KM)

Verpflegung: Alle 5 km sind die Versorgungsstände mit Getränken aufgebaut. Ab km 15 bis ins Ziel gibt es zusätzlich Bio-Bananen. Bei km 30, 35 und 40 gibt es zusätzlich Coca Cola. An allen Ständen stehen Wannen zum Eintauchen bereit.

Zeitmessung: ChampionChip

In der Startgebühr enthalten: SMS-Service, Meldebestätigung per Post oder per Email, Programmheft, Bus-Shuttle vom Parkhaus zum Marathon-Areal am 26.10.2013, RMV-Ticket für den 26.10.2013 im Stadtbereich Frankfurt, Nudelparty (Essen und Getränke), reich bestückter Läuferbeutel, Startnummer mit Vornamen und Zwischenzeiten entsprechend persönlicher Zielzeit, Streckenfaltplan, Gutscheinheft, Kleideraufbewahrung während des Laufs, Streckenverpflegung, Medaille, Wärmefolie, umfangreiches Sportlerbuffet im Ziel, Vorab-Urkunde 30 Minuten nach Zieleinlauf, perfekter Streckenservice, Duschen, Massage, medizinischer Betreuung, kostenloser Besuch des Rebstock-Schwimmbads, Ergebnisheft mit CD und Urkunde per Post.