Andrea Helmuth

Andrea Helmuth

Gourmet Marathon Saarbrücken 2011

„Hauptsach, gudd gess!“

 

Meine Tochter hat Semesterferien und ein neues Hobby. Kochen – und das extrem. Jeden Tag steht sie stundenlang in der Küche backt, dünstet, röstet, dörrt und brutzelt. Alles wird ausprobiert und wir sind die Versuchskaninchen. Nicht dass es nicht schmecken würde, ganz im Gegenteil.

 

 

 

 

Liebe geht durch den Magen, aber leider auch auf die Hüften. Daher, was zu viel ist, ist zu viel. Also müssen wir heute völlig spontan einen Marathon einschieben um die zusätzlichen Kalorien wieder abzutrainieren. Als Kay den Vorschlag Gourmet-Marathon in Saarbrücken macht, ist selbst meine Tochter zu begeistern. Nicht als Läuferin (denn leider gibt es dort keine 10 Kilometerstrecke) aber wegen des Rahmenprogramms, das sich rund um den Marathon abspielt.

Am Tblisser Platz vor dem Staatstheater liegt alles direkt beieinander: Der Start- und Zielbereich, das Zelt für die Nachmelder und der Jahrmarkt der ungeahnt kulinarischen Möglichkeiten. Schon vor dem Start zieht es mich zum Weinstand, Kay zum Tiroler Speck. Wir freunden uns mit dem „inneren Schweinehund“ an. Das kann ich übrigens nur jedem empfehlen.

Wie bei einem Vier-Gänge-Menü teilen wir uns den Marathon ein – sozusagen ein Menü für Läufer

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Es ist angerichtet. Der Startschuss fällt. Mehr als 2000 Starter haben sich zum Essen eingeladen. Manchen reicht aber auch schon die Vorspeise: Beim Marathon wird die Strecke vier Mal, beim Halbmarathon zwei Mal gelaufen. Bei der Team-Staffel läuft jedes Mitglied des 4er Teams den Rundkurs einmal. Der Mini-Marathon wird auf einer Teilstrecke absolviert – das bekommen wir aber nicht mehr mit. Die Serviette binden wir uns in Form der Startnummer um den Bauch. Eine Tischordnung gibt es nicht, dafür aber Pace-Maker und so stellen wir uns bei dem Mann mit dem 4:00h-Ballon auf, denn wir wollen das Menü ja schließlich genießen.

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In der ersten Runde sind wir noch frisch, leicht und erquickt, wie ein Digestif aus Prosecco mit einer Hibiskus Blüte. O.k. in der Realität gab es an der ersten Verpflegung nur das übliche: Isodrinks, Cola aber auch stilbewusst ein anspruchsvolles Premium- Wasser; ein Spitzenmineralwasser mit einem eigenständigen Geschmack, der perfekt zu den Bananen, Orangen und Müsliriegeln am Stand korrespondiert und somit ein idealer Begleiter des gepflegten Laufes ist. Die Verpflegung ist das Buffet für alle Sinne. Ein „all you can eat“ Buffet.

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Die Temperaturen liegen heute bei ca. 14 bis 17°C, optimal für einen Rotwein und zum Laufen. Die erste Runde haben wir uns auf der Zunge zergehen lassen. Da die Wechselzone der Team-Staffeln direkt an der Zielgeraden beginnt, ist genau an diesem Bereich so richtig was los. Ein Moderator heizt den Zuschauern ein. Ein zweites Mal begeben wir uns nach dem Durchlaufen des Startbereiches „Am Stadtgraben“, auf die Strecke. Wieder geht es über die Wilhelm-Heinrich-Brücke in die Franz-Josef-Röder-Straße, irgendwann wieder vorbei am Landtag. Immer wieder Begegnungsstrecken. Schön, mal in die Läufergesichter zu blicken und nicht immer nur auf ihre Hinterteile.

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Weiter geht’s, entlang der Saar. Kay ist begeistert von der Graffiti-Mauer und muss immer wieder zu mir heran laufen, da er wie sonst auch, alles fotografisch festhält. Weiter geht’s in Richtung St. Arnual. Die barocke Ludwigskirche von 1775 und Wahrzeichen von Saarbrücken, wird tangiert. Die Strecke führt uns nun durch die Fußgängerzone. In den meisten deutschen Städten befinden sich die Kathedralen des Konsums in den Fußgängerzonen. Wir haben mittlerweile einige Städte gesehen und stellen fest: Die Deutschen sind ein Volk hypochondrischer, koffeinsüchtiger Schuhfetischisten. Denn jeder zweite Laden ist eine Apotheke und jeder dritte ein Schuhgeschäft, dazwischen Stehausschänke mit „Coffee2Go“. Strategisch auch immer gut gelegen, sind die vielen Wurst- und Dönerbuden oder das Gasthaus zur „Goldenen Schwalbe“.

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In einer Fußgängerzone ist die Gefahr einer Hungersnot im Ansatz gebannt. Niemand muss lange laufen, bevor er sich verproviantieren kann. Die Laufstrecke ist zum Glück mit Drängelgitter abgesperrt, auch wenn heute, bedingt durch nasskaltes Wetter und den nicht verkaufsoffenen Sonntag, die Fußgängerzone nicht unbedingt aus allen Nähten platzt. Die Strecke führt uns über den St. Johanner Markt und den Staden, als uns plötzlich ein satter Regenguss überrascht. Vor uns schreit jemand: „Wer hat das Wetter bestellt?“. Ja, das frage ich mich auch.

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Eigentlich bin ich auch schon satt und habe wirklich so gar keine Lust mehr zu laufen; und dann auch noch dieser Regen. Ich steigere mich richtig rein. „Wir werden krank“. „Haben wir dieses Jahr nicht schon genügend Marathons gelaufen?“. Der beste Satz: „In der nächsten Runde höre ich auf“. Dazu kommt es aber nicht mehr, denn mittlerweile hat es aufgehört zu regnen und die Sonne blitzt sogar kurzzeitig hervor. O.k., dann laufen wir halt weiter. Alles eine Frage der Disziplin. So ganz langsam bekomme ich wieder Spaß am Laufen. Auch weil es Kay wieder besser geht. Wieder geht es entlang der Saar und zurück zum Start-und Zielbereich. Auf jeder Runde erwarten uns drei Läufer-Buffets.

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Nun kommen wir zur Vorspeise und damit auf die zweite Runde.

Eigentlich bin ich schon satt. Wieder laufen wir „Am Stadtgraben“ vorbei über die Wilhelm-Heinrich-Brücke in die Franz-Josef-Röder-Straße, vorbei am Landtag. Weiter Richtung St. Arnual, die Ludwigskirche hinein in die Fußgängerzone. Wieder auf den St. Johanner Markt und den Staden, entlang der Saar und zurück zum Start-und Zielbereich.

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Die Halbmarathonläufer sind fertig mit ihrem 2-Gänge-Menü. Nun wird es deutlich ruhiger auf der Strecke. Ab und zu huscht etwas von hinten an, um auch gleich an der nächsten Ecke wieder zu verschwinden: Immer wieder sehen wir sie, die schnellen Schnitten. War sicher ein Staffelläufer. Ich weiß nicht, geht es euch auch so? Denkt ihr beim Laufen auch immer ans Essen? An der nächsten Verpflegungsstelle gönnen wir unseren trockenen Gaumen deliziöses Fingerfood, Müsliriegel, sowie kleine Bananen- und Orangenhäppchen dazu ein edler Tropfen süßen, flüssigen Koffeins.

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Mit Spannung erwarten wir den Hauptgang und ganz besonders das Dessert. Nichts passiert! Wir laufen einfach. Wieder vorbei an…. Na, die Strecke kennt ihr mittlerweile. Aber was ist das? Die Samba-Band von eben hat ihre Instrumente bereits eingepackt und der Lautsprecher am EDEKA-Markt hat auch schon die Haube auf und schweigt. Während es hier auf der Strecke so richtig ruhig ist, läuft außerhalb der Strecke die Kochparty auf Hochtouren. Und während wir uns langsam dem Hauptgericht zuwenden, genießt Natascha die Sinnesfreuden des Rahmenprogramms. Schaut euch die Bilder an, die Natascha während unseres Laufes vom Gourmet-Markt gemacht hat!

Beim Dessert bin ich schon satt

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Ich fürchte, den Nachtisch bekomme ich nicht mehr runter. Ich bin schon lange satt. Kilometer 34. Ich will keinen Nachschlag! Endlich, nur noch diese Kurve, dann nur noch mal hier vorbei, ach ja, da müssen wir auch noch lang. Das habe ich schon wieder verdrängt. Ein kleiner Anstieg, letzte Linkskurve und schon laufen wir ins Ziel. Serviette ab, Mund abputzen. Fertig! Schön ist der Lauf. Frisch, fettarm und geschmackvoll zubereitet. Ohne künstliche Farb- und Konservierungsstoffe.

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Im Ziel erwartet uns eine wahre Läufer-Gourmet-Verpflegung. Neben dem Obst springt die Schokolade aus einem Brunnen. Mini-Flamm- und Apfelkuchen kann man genießen, dazu Apfel-Ingwer- oder Kirsch-Cassis-Chili Drinks. Auch alkoholfreie Biere, mit feinporigem weißem Schaum wie eine Krone, stehen zum Genießen bereit.

Gestern war Anstich auf dem Oktoberfest. Wenn ich daran denke, dass Hunderte schwitzende, johlende und betrunkene Menschen wie Freunde miteinander schunkeln… Ein Massenbesäufnis für mittlerweile 9 Euro die Maß. Was ist es doch hier so gemütlich. Ich hebe den Apfel-Ingwer-Drink im Plastikbecher und bringe den Tost aus: „Ein Prosit der Gemütlichkeit“.

Jetzt hätten wir doch fast noch unsere schwer verdienten Medaillen vergessen. Die lassen wir uns natürlich noch umhängen, um uns sodann ins Theater zu begeben. Hier erhalten wir unsere Kleiderbeutel und hinter einem Vorhang finde ich ein wunderbares, ruhiges Eck um mich umzukleiden. Zwar sind die Duschmöglichkeiten nur 300m entfernt, aber wir wollen ja gleich nach Hause fahren.

Doch vorher schlendern wir noch kurz über die Gourmetzeile. Da beginnt auch schon die Siegerehrung: Dietmar Bier und Anastasia Trenz gewinnen den Marathon. 1. W45 wird Andrea Helmuth, 2. W45 Heike Lamadé. Schade Heike, dass du nicht mehr da warst, ich hätte dich gerne einmal kennengelernt. Bei diesem Gourmet-Marathon steht der Lauf- sowie der kulinarische Genuss, nicht aber die Bestzeit im Vordergrund. Daher erhalten die Sieger statt Preisgeldern Sachpreise und Gourmet-Gutscheine.

Im Rahmen des 2. Hochwald Gourmet-Marathons wird in Zusammenarbeit mit dem Verband der Köche Deutschlands e.V. und dem DEHOGA die Deutsche Meisterschaft der Köche und Gastronomen im Halbmarathon durchgeführt. Deutscher Meister wird hier Hans-Bernd Schumacher.

Das Menü ist bereits ab 45 Euro (Nachmeldung) zu haben und schmeckt der ganzen Familie.
Vorbereitungszeit: 00:30 Minuten, ohne Anreise
Zubereitungszeit: 4:02 Stunden, plus Duschzeiten
Nährwert: Minus 3600 Kalorien pro Person (männlich), minus 1550 Kalorien pro Person (weiblich)

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Marathonsieger

Männer
1 Bier, Dietmar (GER) Trierer Stadtlauf e.V.02:38:30
2 Gaub, Stefan (GER) VT Zweibrücken 02:49:42
3 Sieberger, Gero (GER)Lufthansa SV/Spiridon Frankfur… 02:50:14

Frauen
1 Trenz, Anastasia (GER) LAUFTREFF RIFFERSTRAßE 03:41:00
2 Schwindt, Nicole (GER) LAV asics Tübingen 03:47:38
3 Glöckner, Sabrina (GER) TSG Kaiserslautern 03:52:03

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